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DER NEUNFARBIGE HIRSCH

 

Gebundene Ausgabe: 32 Seiten

Verlag: MINEDITION; Auflage: 1 (August 2009)

Sprache: Deutsch

ISBN 978-386566-0954

Vom Hersteller empfohlenes Alter: 3 - 6 Jahre

Größe und/oder Gewicht: 24,3 x 1 x 29,7 cm

​Preis:12,95(D)

Vor langer Zeit lebte der Neunfarbige Hirsch sorglos und glücklich am Ufer des Yangzi-Flusses. Uneigennützig und hilfsbereit rettete er eines Tages einen Mann aus dem Fluss, der zu ertrinken drohte. Anstatt sich belohnen zu lassen, nimmt er ihm ein Versprechen ab. Es dauert nicht lange, bis der Mann sich zwischen dem gegebenen Wort und seiner Habgier entscheiden muss. Eine alte chinesische Legende über Versprechen und Verrat, in der das Gute und die Moral siegen.

PRESSE 

Die junge chineissche Künstlerin Yaxin Yang erzählt und illustriert die uralte Geschichte vom paradiesischen Leben in Freiheit, das durch Gier und Verrat bedroht ist. Ihr Bilder zeigen in typisch chinesischem Pinselstrich, mit Wasserfarben koloriert, den Hirschen als Metapher der Sehnsucht. Übergroß steht er zwischen Volk und Soldaten. Seine eigene Kühnheit und die Weisheit des Kaisers retten ihn. 

 

Süddeutsche Zeitung, München, 13.10. 2009

 

 

Alles eine Frage kosmischer Verbundenheit

Wo der Hirsch spricht, hat der Mensch sein Recht verloren: Die junge chinesische Künstlerin Yaxin Yang erneuert eine alte Fabel ihrer Heimat aus der Begegnung von Pinsel und Pixel.

 

Ein Mann namens Tiao-da gerät in die Strömung des Jangtse und droht zu ertrinken. Ein Hirsch, der am wilden Fluss glücklich und ungestört lebt, springt todesmutig in die Fluten und rettet ihn. Als der Mann sich erkenntlich zeigen will, möchte der Hirsch „keinen Diener und keine Juwelen, denn mich schützt und schmückt mein glänzendes Fell“. Als einzigen Dank nimmt er ihm das Versprechen ab, seinen Aufenthaltsort geheim zu halten. 

 

Die 1977 geborene Künstlerin Yaxin Yang, die in Peking und Hamburg studierte, erzählt in bezaubernder Bildsprache eine altchinesische Fabel über heilige Schwüre und Verrat, Eitelkeit und Welteinsicht. Sie experimentiert mit traditioneller Tusche auf Reispapier und digitalen Ausdrucksmedien, woher etwa das Geweih seine Leuchtkraft bezieht. 

Doch gerade das wird zum Verhängnis: Als die Konkubine des Kaisers von der Schönheit des Hirschs erfährt, wünscht sie sich sein Fell als Bettdecke. Der Kaiser setzt eine hohe Belohnung aus für den, der ihn zum sagenumwobenen Hirsch führen kann. Tiao-das Loyalität gerät ins Wanken. Die in Reih und Glied stehende kaiserliche Garde – die individuell ausgearbeiteten dreißig Gesichter erinnern an die Terrakotta-Armee – setzt sich auf der Suche nach dem Hirsch in Bewegung. Beim Aufeinandertreffen mit dem Tier aber, dessen Aura ihn gefangennimmt, erweist sich der Kaiser als lernfähig. Es kommt zur moralischen Belehrung und Läuterung des wortbrüchigen Tiao-da. 

 

Yangs Motivwahl fängt den traditionellen asiatischen Vorstellungsraum der Einheit von Mensch und Natur ein. Körperhaltungen und Gesteinsformen ähneln sich. Wenn das Hirschgeweih und die Äste der Bäume ineinander übergehen, ist dies ein Zeichen kosmischer Verbundenheit. Szenische Perspektivenwechsel spiegeln gesellschaftliche Hierarchien und die Beziehungen zwischen Mensch und Natur wider. Die mit Kohlestift skizzierten und eingescannten Figuren wirken winzig im Angesicht des majestätischen, mit menschlichen Augen ausgestatteten Hirschs. 

 

Die Künstlerin spielt mit der chinesischen Zahlen- und Farbsymbolik. Neun gilt als Glückszahl, Gelb und Rot sind Farben des Kaisers und des Reichtums. Die Figuren, Architekturen, Landschaften und Ornamente geben dem Betrachter die visuelle Illusion einer Zeitreise. Die durcheinandergebrachte Ordnung des Himmels offenbaren die sich am Horizont verlierende Chinesische Mauer, aus der Form geratene Paläste und Felsformationen. Nebenbei vermittelt das Buch Eindrücke des ländlichen Chinas. Überraschende Wendungen in den Proportionen wie überdimensionale Pfifferlinge erzeugen eine märchenhafte Atmosphäre. Als der Hirsch von den Soldaten des Kaisers aufgeschreckt wird, träumt er gerade von duftenden Blumen. In moderner Lesart kann Yaxin Yangs Lehrstück, welches die Ehrfurcht vor der Natur in Pastelltönen lehrt, auch als Kritik am Dreischluchtenstaudamm und an Allmachtsphantasien gesehen werden: Ein Bilderbuch voller Magie, Poesie - und nicht zu letzt versteckter Ironie.

 

STEFFEN GNAM

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, 03. 04. 2010

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